Glosse von Selma P. (5B)
Ich bin im Narrenturm gelandet. Heute wird man in der Psychiatrie nicht mehr angekettet oder einem zahlenden Publikum vorgeführt. Auch die Lobotomie (ein Eingriff, bei dem Areale des Gehirns vorsätzlich beschädigt wurden) ist aus der Mode gekommen, auch wenn ich bei dem einen oder anderen Corona-Abstrich in den Tiefen meiner Nasenhöhle einen anderen Eindruck hatte. Trotzdem haftet psychischen Erkrankungen noch immer ein Stigma an oder zumindest ein Tabu. Dabei wird heute einem oder einer in der Psychiatrie oft die Fürsorge und Wertschätzung gegeben, die der „normalen“ Gesellschaft oft fehlt. Viele geben der Corona-Pandemie und den Lockdowns in Serie die Schuld, dass unsere Kinder- und Jugendpsychiatrien voll und die Wartelisten lang sind. Corona hat aber meiner Ansicht nach Probleme nur verstärkt, die auch vorher schon da waren. Doch wo liegen die Probleme genau? Liegt es an digitalen Medien und der Zeit, die wir mit ihnen verbringen? Oder doch am Wirtschaftssystem, in dem die Menschen immer mehr leisten müssen und Eltern immer weniger Zeit für ihre Kinder haben? Es gibt viele Gründe, warum mehr als die Hälfte der Jugendlichen depressive Symptome zeigen. Dazu zählen sicher auch der Klimawandel, fehlende Maßnahmen dagegen und damit das Gefühl von zerbrechenden Sicherheiten in unserer Gesellschaft. Wie es schon ein ehemaliger österreichischer Bundeskanzler formulierte: „Es ist alles sehr kompliziert.“