Glosse von Victor K. (5B)
Wer hätte sich gedacht, dass aus einer grippeartigen Krankheit, die vielleicht von der Fledermaus auf den Menschen übertragen wurde eine weltweite Pandemie wird!
Ich sicher nicht. Ich erinnere mich wie ich früher – inzwischen über ein Jahr her – ganz normal jeden morgen in die Schule gefahren bin ohne eine Maske in der Straßenbahn zu tragen, ohne von allen schief angeschaut zu werden wenn man hustet. Damals war ich noch ein Teenager, der sich in der Früh überlegt hat, was er anziehen soll.
Und jetzt? Mein Schulweg dauert streng genommen 4 Sekunden. Nachdem mein Wecker um 7:55 läutet und ich um 8.00 Schulbeginn habe, hüpfe ich in letzter Sekunde vor die Kamera und trete meinem Schul-Meeting bei. In den 4 Minuten davor erledige ich alles in Zeitraffer nämlich Frühstück, bestehend aus einem koffeinreichen Kaffee, Badezimmer und zur Feier des Tages ein frisches T-Shirt. Im Hintergrund höre ich die selbe Leier wie jeden Morgen von meiner Mutter, dass ich doch einmal das Fenster aufmachen soll, aber da hat die Schulstunde schon begonnen. So vergeht mein einsamer Vormittag zwar wissend, dass alle anderen aus meiner Klasse auch vor dem Computer sitzen, aber ohne Pausen mit meinen Freunden. Statt einer geheimen Zigarette um die Ecke meiner Schule muss ich den Mist hinunterbringen. Wirklich keine Verbesserung.
Aber auf das Mittagessen freue ich mich. Es gibt nämlich heute ein Curry, dass ich selbst gekocht habe! Wenigstens habe ich im letzten Jahr meine Kochkünste sehr verbessert und wenn der Lockdown noch länger dauert, könnte ich mir eine Kochausbildung sparen.
Nach dem Unterricht ist der Tag so gut wie gelaufen, denn sehr viel Programm gibt es nicht mehr. Im Gegensatz zur Prä-Lockdown-Zeit gehe ich jetzt das erste Mal aus dem Haus. Um nicht völlig verrückt zu werden mache ich nämlich Sport. Ich fahre mit der U-Bahn zum Donaukanal und mit meiner Kapuze und FFP2-Maske hätte ich im Jahr 2017 wegen dem Antigesichtsverhüllungs-Gesetz eine Strafe bekommen. Jetzt ist es genau verkehrt: ich würde die Strafe ohne Verhüllung bekommen.
Am aller schlimmsten für mich ist aber mein Leben mit meinen Freunden. Ich bin gerne unter Leute gegangen und meine unterschiedlichen Freundeskreise sind für mich das Wichtigste. Ich kann sie nur auf der App „Houseparty“ treffen oder auf „Facetime“ und natürlich schreiben wir uns viel auf „Whatsapp“ und „Snapchat“ aber ich finde das auf Dauer wirklich deprimierend.
Wir sind ja als Menschen auf echte Kontakte angewiesen und es ist anstrengend auf Dauer Leute nur über einen Bildschirm virtuell zu sehen. Auch finde ich das Lernen und Schulleben sehr herausfordernd. Meinen Lehrern am Bildschirm zuzuhören und zu verstehen ist schwieriger, ja eigentlich fehlt einem sogar das, was früher von allen Schülern als mühsam empfunden wurde: der echte Schulalltag.
Für mich wäre der schlimmste Alptraum: ich wache am 26. April auf und der Basti kündigt im ORF an, dass der harte Lockdown bis zum 17. Juni verlängert wird.